Zierfische richtig füttern: Fischfutter im Aquarium richtig einsetzen
Von der richtigen Futtermenge bis zur optimalen Nährstoffzusammensetzung - alles für die perfekte Fischernährung
Die richtige Ernährung Ihrer Aquarienfische ist fundamental für deren Gesundheit, Vitalität und Lebensdauer. Dieser umfassende Ratgeber zeigt Ihnen, wie Sie Ihre Zierfische optimal füttern und dabei häufige Fehler vermeiden.

Die Fütterung von Aquarienfischen ist weitaus komplexer, als viele Einsteiger zunächst vermuten. Jede Fischart hat spezielle Ernährungsbedürfnisse, und sowohl Über- als auch Unterfütterung können schwerwiegende Folgen für die Gesundheit Ihrer Tiere und die Wasserqualität haben.
Das Angebot an Fischfutter ist heute vielfältiger denn je. Während diese Auswahl einerseits optimale Ernährungsmöglichkeiten bietet, kann sie andererseits auch verwirrend sein. Von Trockenfutter über Frostfutter bis hin zu lebenden Futterorganismen – jede Futterart hat ihre spezifischen Vorteile und Einsatzgebiete.
Inhaltsverzeichnis
Die wichtigsten Futterarten im Überblick
Grundlegende Futterkategorien für Aquarienfische:
- Trockenfutter: Flocken, Granulat, Pellets, Sticks und Tabletten
- Frostfutter: Schockgefrorene Futtertiere wie Mückenlarven, Artemia und Wasserflöhe
- Lebendfutter: Lebende Organismen wie Tubifex, Daphnien und frisch geschlüpfte Artemia
- Gefriergetrocknetes Futter: FD-Futter mit konzentrierten Nährstoffen
- Natürliche Ergänzungen: Gemüse, Algen und selbst gezüchtete Futterorganismen
Fortgeschrittene Aquarianer züchten oft eigenes Lebendfutter, da dies die natürlichste Ernährungsform darstellt. Für Einsteiger empfiehlt sich jedoch zunächst eine Kombination aus hochwertigem Trockenfutter und gelegentlichem Frostfutter.
Ernährungstypen: Welcher Fisch frisst was?
Allesfresser (Omnivoren) – Die flexiblen Generalisten

Allesfresser bilden die größte Gruppe unter den Aquarienfischen. Sie nehmen sowohl tierische als auch pflanzliche Nahrung auf und sind daher relativ einfach zu ernähren. In der Natur fressen sie opportunistisch alles, was verfügbar ist – von Kleinstlebewesen bis zu Algenaufwuchs.
Optimale Fütterung: Eine abwechslungsreiche Mischung aus Trockenfutter mit ausgewogenem Protein-Kohlenhydrat-Verhältnis, ergänzt durch regelmäßige Gaben von Frost- oder Lebendfutter. Besonders wertvoll sind proteinreiche Leckerbissen wie Mückenlarven oder Artemia, die jedoch nur als Ergänzung dienen sollten.
Fleischfresser (Carnivoren) – Die Jäger
Räuberische Fische wie Skalare, Diskusfische und viele Buntbarsche haben sich auf tierische Nahrung spezialisiert. Ihr Verdauungssystem ist auf protein- und fettreiche Kost ausgelegt.
Ernährungsstrategie: Hochwertiges Frostfutter sollte den Hauptanteil der Ernährung ausmachen. Rote und weiße Mückenlarven, Artemia und kleine Krebstiere sind ideal. Trockenfutter sollte einen Proteingehalt von mindestens 45% aufweisen.
Pflanzenfresser (Herbivoren) – Die Vegetarier
Mollys, Schwertträger und viele Welsarten bevorzugen pflanzliche Nahrung. Ihr verlängerter Darm enthält spezielle Enzyme zur Aufspaltung von Zellulose.
Spezielle Anforderungen: Spirulina-basiertes Futter, Algentabletten und regelmäßige Zugaben von blanchiertem Gemüse (Zucchini, Gurke, Erbsen) sind essentiell. Der Protein-zu-Kohlenhydrat-Anteil sollte deutlich niedriger sein als bei Fleischfressern.
Algenfresser (Algivoren) – Die Aufräumtruppe
Harnischwelse, Otocinclus und ähnliche Arten ernähren sich primär von Algenaufwuchs und organischen Ablagerungen. Sie spielen eine wichtige Rolle im Aquarienökosystem.
Natürliche Ernährung: Diese Fische finden in einem etablierten Aquarium oft ausreichend natürliche Nahrung. Zusätzliche Algentabletten oder Holzstücke unterstützen ihre Ernährung, besonders in neuen oder sehr sauberen Becken.
Wissenschaft der Fischernährung: Nährstoffe verstehen
Protein – Der Baustein des Lebens
Protein ist der wichtigste Makronährstoff für Fische und sollte 30-50% des Futters ausmachen, abhängig von der Fischart. Hochwertiges Protein erkennen Sie an:
- Vollständigem Aminosäureprofil mit allen essentiellen Aminosäuren
- Hoher biologischer Wertigkeit (über 85%)
- Leichter Verdaulichkeit ohne Verdauungsprobleme
Das ideale Protein-zu-Fett-Verhältnis beträgt 3:1 für die meisten Arten. Dieses Verhältnis optimiert sowohl das Wachstum als auch die Energieverwertung.
Fette und Omega-Fettsäuren
Fette dienen als Energiespeicher und Träger fettlöslicher Vitamine. Besonders wichtig sind:
- Omega-3-Fettsäuren: Fördern Immunsystem und Farbentwicklung
- Omega-6-Fettsäuren: Unterstützen Zellmembranen und Nervenfunktion
- Optimales Verhältnis: Omega-3 zu Omega-6 sollte 2:1 betragen
Vitamine und Spurenelemente
Moderne Fischfutter sind mit essentiellen Vitaminen angereichert:
- Vitamin A: Wachstum, Immunsystem, Farbentwicklung
- B-Vitamine: Stoffwechsel, Nervenfunktion, Verdauung
- Vitamin C: Immunsystem, Kollagenbildung, Stressresistenz
- Vitamin D3: Knochenentwicklung, Calciumstoffwechsel
Die Kunst der richtigen Futtermenge

Die häufigste Ursache für Probleme im Aquarium ist eine falsche Futtermenge. Die Grundregel lautet: Füttern Sie nur so viel, wie Ihre Fische in 2-3 Minuten vollständig auffressen können.
Anzeichen für Überfütterung:
- Futterreste sinken zu Boden und bleiben liegen
- Fische wirken aufgebläht oder zeigen kugeligen Bauch
- Wassertrübung und verschlechterte Wasserwerte
- Verstärktes Algenwachstum
- Schneckenexplosion im Aquarium
Folgen der Überfütterung:
Überschüssiges Futter belastet das Aquarienökosystem erheblich. Es zersetzt sich am Boden, setzt Ammoniak frei und kann zu gefährlichen Nitritspitzen führen. Diese Wasserbelastung schwächt das Immunsystem der Fische und begünstigt Krankheiten.
Erkennung von Unterfütterung:
- Eingefallene Bäuche bei ausgewachsenen Fischen
- Aggressives Verhalten um Futter
- Verlangsamtes Wachstum bei Jungfischen
- Vermehrtes Knabbern an Pflanzen
Fütterungsrhythmus und Timing
Häufigkeit der Fütterung
Grundprinzip: Einmal täglich reicht für ausgewachsene Fische vollkommen aus. Diese Fütterungsweise entspricht den natürlichen Gegebenheiten, da Fische in der Natur nicht täglich regelmäßige Mahlzeiten erhalten.
Ausnahmen:
- Jungfische: 2-3 mal täglich kleine Portionen
- Hochwachsende Arten: Gelegentlich zweimal täglich
- Gesellschaftsbecken: Gestaffelte Fütterung verschiedener Ebenen
Fastentage als Gesundheitsbaustein
Ein bis zwei Fastentage pro Woche sind nicht nur unproblematisch, sondern sogar vorteilhaft:
- Entlastung des Verdauungssystems
- Reduktion der Wasserbelastung
- Förderung natürlicher Futtersuche
- Algenkontrolle durch verstärkte Aufnahme von Aufwuchs
Optimaler Zeitpunkt
Die Uhrzeit der Fütterung ist flexibel wählbar. Wichtig ist jedoch:
- Beleuchtung sollte 30 Minuten vor Fütterung eingeschaltet sein
- Nach der Fütterung mindestens 30 Minuten Licht
- Regelmäßigkeit hilft bei der Beobachtung des Fressverhaltens
- Nachtaktive Arten kurz vor der Nachtruhe füttern
Futterqualität erkennen und bewerten
Qualitätsindikatoren für Trockenfutter
Inhaltsstoffliste beachten:
- Rohprotein: 30-50% je nach Fischart
- Rohfett: 3-15%, abhängig vom Protein-Fett-Verhältnis
- Rohfaser: Maximal 2% für optimale Verdaulichkeit
- Rohasche: Unter 8% für minimale Wasserbelastung
- Phosphatgehalt: Möglichst unter 1% zur Algenvermeidung
Vermeiden Sie diese Zusatzstoffe:
- Künstliche Lockstoffe und Geschmacksverstärker
- Übermäßige Farbstoffe ohne Nährwert
- Hohe Anteile von Füllstoffen wie Getreideabfälle
- Bindemittel auf Stärkebasis (lösen sich zu schnell auf)
Futterkonsistenz und Haltbarkeit
Hochwertiges Futter zeichnet sich durch stabile Konsistenz im Wasser aus. Es sollte nicht sofort zerfallen, aber nach einigen Minuten weich genug für die Aufnahme sein. Proteinbasierte Bindemittel sind Stärke-Bindemitteln vorzuziehen.
Spezialfutter und Futterformen
Trockenfutter – Der praktische Allrounder
Flockenfutter: Ideal für oberflächennahe Fische, löst sich kontrolliert auf, ermöglicht genaue Dosierung.
Granulat: Universell einsetzbar, sinkt langsam ab, für alle Aquarienebenen geeignet.
Pellets und Sticks: Für größere Fische, hoher Nährstoffgehalt, längere Fresszeit.
Futtertabletten: Perfekt für Bodenbewohner, haften an Scheiben, lösen sich langsam auf.
Frostfutter – Natürliche Vielfalt
Vorteile von Frostfutter:
- Erhält 75% der Nährstoffe von Lebendfutter
- Kein Krankheitsrisiko durch Parasiten
- Einfache Lagerung und Dosierung
- Stimuliert natürliche Jagdinstinkte
Wichtige Frostfuttersorten:
- Rote Mückenlarven: Proteinreich, bei allen Fischen beliebt
- Artemia: Optimal für Jungfische und kleine Arten
- Daphnien: Ballaststoffreich, gut verdaulich
- Mysis: Für anspruchsvolle Arten, sehr nährstoffreich
Lebendfutter – Die Königsklasse
Lebendfutter kommt der natürlichen Ernährung am nächsten und bietet einzigartige Vorteile:
- Maximaler Nährstoffgehalt
- Stimulation des Jagdverhaltens
- Förderung der Laichbereitschaft
- Optimale Verdaulichkeit
Einsteigerfreundliche Optionen: Artemia, weiße Mückenlarven, Tubifex aus vertrauenswürdigen Quellen.
Praktische Fütterungstipps für den Alltag
Gesellschaftsaquarien richtig füttern
In gemischten Becken mit verschiedenen Fischarten erfordert die Fütterung besondere Aufmerksamkeit:
- Oberflächenfresser: Schwimmfähiges Futter zuerst
- Freiwasserfresser: Langsam sinkendes Granulat
- Bodenbewohner: Sinkende Tabletten separat platzieren
- Separate Fütterungszeiten: Verhindert Konkurrenz und Stress
Urlaubsfütterung und Futterautomaten
Erwachsene, gesunde Fische können problemlos 2-3 Wochen ohne Fütterung überstehen. Das Aquarium bietet ausreichend Mikroorganismen und Aufwuchs als natürliche Nahrungsquelle.
Für längere Abwesenheit:
- Vertrauenswürdige Person gründlich einweisen
- Tagesrationen vorportionieren
- Futterautomaten nur als letzte Option
- Wasserwerte vor der Abreise optimieren
Saisonale Anpassungen
Winterfütterung: Reduzierten Stoffwechsel berücksichtigen, weniger protein-, dafür kohlenhydratreicheres Futter.
Sommerfütterung: Erhöhte Aktivität durch höhere Temperaturen, entsprechend angepasste Futtermengen.
Häufige Fütterungsfehler vermeiden
Die zehn größten Fehler:
- Überfütterung: „Meine Fische haben immer Hunger“ – Trugschluss!
- Einseitige Ernährung: Nur eine Futtersorte verwenden
- Ignorieren der Wassertemperatur: Kalte Fische fressen weniger
- Altes Futter verwenden: Vitaminverlust nach 6 Monaten
- Fütterung bei Dunkelheit: Erschwert Futteraufnahme
- Konkurrenz nicht beachten: Schwächere Fische gehen leer aus
- Futtergröße ignorieren: Zu große Brocken für kleine Mäuler
- Krankheitssymptome übersehen: Appetitlosigkeit als Warnsignal
- Wasserwerte nicht beachten: Schlechte Werte reduzieren Appetit
- Stress während Fütterung: Hektik und Lärm vermeiden
Notfallmaßnahmen bei Überfütterung
Falls versehentlich zu viel Futter ins Aquarium gelangt:
- Überschüssiges Futter sofort mit Kescher entfernen
- Verstärkte Filterung für 24-48 Stunden
- Wasserwerte engmaschig kontrollieren
- Gegebenenfalls partiellen Wasserwechsel durchführen
- Fütterung für 1-2 Tage aussetzen
Zukunft der Fischernährung
Innovative Futterentwicklungen
Die Aquaristikbranche entwickelt kontinuierlich neue Ansätze:
- Insektenprotein: Nachhaltige Alternative zu Fischmehl
- Probiotische Zusätze: Förderung der Darmgesundheit
- Slow-Release-Technologie: Zeitversetzte Nährstofffreigabe
- Artspezifische Formulierungen: Maßgeschneiderte Ernährung
Nachhaltigkeit in der Fischfütterung
Verantwortungsvolle Aquarianer achten zunehmend auf:
- Verwendung nachhaltig gefangener oder gezüchteter Rohstoffe
- Minimierung von Verpackungsmüll
- Unterstützung lokaler Futterproduktion
- Eigenzucht von Futterorganismen
Fazit: Der Weg zur optimalen Fischernährung
Die richtige Fütterung Ihrer Aquarienfische ist eine Kunst, die Wissen, Beobachtung und Erfahrung vereint. Beginnen Sie mit hochwertigen Grundfuttern, erweitern Sie das Spektrum schrittweise um Frost- und Lebendfutter, und beobachten Sie stets das Verhalten und die Gesundheit Ihrer Tiere.
Denken Sie daran: Weniger ist oft mehr. Eine sparsame, ausgewogene Fütterung führt zu gesünderen Fischen und stabilen Wasserwerten. Investieren Sie in Qualität statt Quantität, und Ihre Aquarienbewohner werden es Ihnen mit Vitalität, prächtigen Farben und langem Leben danken.
Die Fischfütterung ist ein kontinuierlicher Lernprozess. Jedes Aquarium ist einzigartig, und die perfekte Fütterungsstrategie entwickelt sich durch aufmerksame Beobachtung und systematische Anpassungen. Mit den Grundlagen aus diesem Ratgeber sind Sie bestens gerüstet, um Ihre Zierfische optimal zu versorgen und ein florierendes Aquarienökosystem zu schaffen.